ORGANpromotion

ORGAN MANAGEMENT IN EUROPE SINCE 1990 • CD- AND DVD-LABEL

Dass sich Orgel, Fastnacht und Karneval nicht grundsätzlich ausschließen, bewies eine Orgelstudienreise nach Mallorca über die Fastnachtage vom 12. bis 16. Februar 2010.

40 Kirchenmusiker, Organisten, Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Orgelliebhaber und Orgelsachverständige aus Deutschland begaben sich auf anstrengende Tour und wurden reichlich belohnt. In 5 erlebnisreichen Tagen zeigte sich, dass Mallorca nicht nur eine wunderschöne Insel, sondern auch reich an historischen Orgeln ist. Es zeigte sich aber auch, dass mancherorts das Bewusstsein dafür und die sich daraus ergebende Verpflichtung zum Erhalt und zur Pflege der Instrumente noch vollkommen fehlen.

In bewährter Weise organisiert und durchgeführt wurde die Reise von „www.ORGANpromotion.org – Management für die Orgel“ unter der Leitung von Miriam Jedele und Michael Grüber. Im noblen Hotel "Bahia del Sol" in Santa Ponça waren alle bestens untergebracht und verpflegt. Von dort aus wurden Instrumente besichtigt in Alaró St. Bartomeu (Neubau Grenzing 2006, Gehäuse 1758), Sencelles Sant Pere (Matheu Bosch 1746), Sa Pobla St. Antoni (Damia Caymari 1717), Banyalbufar Església de la Nativitat de Maria (Fra Vicenç Pizà, 17. Jahrhundert), Deià (Anonymus 1861), Fornalutx Parròquia de la Nativitat (1584, 1638 und 1668, Rekonstruktion 1756 durch Damià Caymari), Palma Sant Geroni (Matheu Bosch 1746), Palma Sant Francesc (Neubau Grenzing 2009, Gehäuse 16./17. Jahrhundert), Palma Església dels Socors (Damià und Sebastia Caymari 1702/1703, erweitert durch Bosch) und Santanyi Sant Andreau (Jordi Bosch 1765). Die Instrumente wurden fachkundig vorgestellt von den mallorquinischen Organisten Miquel Bennàssar und Arnau Reynés. Natalie Grenzing, Tochter von Gerhard Grenzing, dessen Werkstatt in El Papiol bei Barcelona fast alle oben aufgeführten Instrumente restauriert hatte, führte sachkundig und übersetzte souverän. Ihre liebenswürdige Art tröstete auch darüber hinweg, dass das Instrument in Banyalbufar nur jaulende Töne von sich gab, weil Ratten oder Marder sich am Balgleder gütlich getan hatten.

Ein besonderes Erlebnis war ein mittägliches, privates Klavierkonzert mit dem Pianisten Juan Moll in den beiden Zellen der ehemaligen Kartause von Valldemossa, wo George Sand und der schwerkranke Frédéric Chopin einen Winter verbrachten hatten. Juan Moll erzählte, führte ein und spielte dann mit meisterhafter Anschlagskultur Werke des Komponisten, die dieser in der erst frohen, dann tief depressiven mallorquinischen Schaffensphase geschrieben hatte.

In den mallorquinischen Dörfern gab es immer wieder auch Begegnungen mit der Fastnacht und mitunter wetteiferten die spanischen Straßenmusikanten mit den Organisten um die klangliche Vorherrschaft, was der Reise einen zusätzlichen Reiz gab.

Das Wetter war wohl genauso wie damals, als Chopin und Sand auf Mallorca weilten: nass und kalt. Erst am Abreisetag zeigte sich der stets frohgelaunten Gruppe die Sonne und wehte mildere Luft. Der Frühling schien sich anzukündigen – die Mandelblüten waren bereits zu sehen.

 

KMD Michael Saum, Heilbronn