Organistinnen und Organisten aus aller Welt waren in die elsässische Hauptstadt gekommen, um an an der „Académie d`Orgue Internationale de Strasbourg AIOS“ teilzunehmen. Nach den vielen coronabedingten Absagen von Konzerten und Meisterkursen war die Organisation einer mehrtägigen internationalen Akademie mit Teilnehmern aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Japan, Belgien, Österreich und der Schweiz während einer Pandemie eine besondere Herausforderung. Dafür gebührt den Initiatoren Michael Grüber und Christa Stiegenroth von ORGANpromotion und Damien Simon in Straßburg ganz besonderer Dank.
Die Dozenten der AIOS waren: Vincent Dubois, Titularorganist von Notre-Dame in Paris; Baptiste-Florian Marle-Ouvrard, Titularorganist an Saint Eutsache in Paris; Francois Espinasse, Titularorganist in Saint Severin in Paris und Professor am CNSM de Lyon, Martin Gester, emeritierter Professor an der Académie supérieure de musique et au CRR de Strasbourg, Jérôme Mondésert, Titularorganist in der Eglise du Bouclier und Saint Aurelie in Straßburg und Professor für Cembalo am CRR de Nancy und Aline Zylberajch, emeritierte Professorin für Cembalo an der Académie supérieure de musique Strasbourg.
Die Teilnehmer hatten sich bereits bei der Anmeldung entschieden, ob sie sich mit dem ganzen Repertoire, Alter Musik und Barock, symphonischer Musik und Moderne, Improvisation oder mit Cembalo und Clavichord beschäftigen wollten.
Für diese Form der Akademie war Straßburg ein geradezu idealer Veranstaltungsort, denn die großen Innenstadtkirchen liegen nicht nur in fußläufiger Entfernung zueinander, sondern verfügen auch über sehr unterschiedliche und bedeutende Orgeln. Der Orgelunterricht fand statt in Saint Paul an einer großen Walcker-Orgel von 1897 und der mitteltönigen Chor-Orgel von Marc Garnier aus dem Jahre 1976 , in Saint Thomas an der berühmten Johann-Andreas Silbermann Orgel von 1741, im Temple-Neuf an der vor wenigen Jahren restaurierten symphonischen Merklin-Orgel von 1877, in der Eglise réformée du Bouclier an einer nach mitteldeutsch-barocken Thomas-Orgel von 2003 und in Saint Aurelie an einer durch Blumenroeder 2015 rekonstruierten Andreas Silbermann-Orgel von 1718.
Neben dem Gruppenunterricht, der jeweils vor- und nachmittags in den verschiedenen Kirchen stattfand, waren für die Teilnehmern in einem detaillierten Stundenplan persönliche Übezeiten an den wunderbaren Orgeln reserviert. Dafür standen noch zusätzlich noch zwei weitere Instrumente zur Verfügung: Die große neoklassische Roethinger-Orgel in Saint Pierre le Vieux catholique und die durch die Bach-Aufnahmen von Helmut Walcha weltbekannte Orgel in Saint Pierre le Jeune protestant.
Die besonderen Umstände verlangten von allen Teilnehmern eine große Disziplin: Vor und nach dem Spiel die Hände desinfizieren, auch auf den Emporen das Abstandsgebot beachten und das genaue Einhalten des Zeitplans. Trotz der sommerlichen Hitze, die das Thermometer auch an den Spieltischen auf 28°C steigen ließ, wurden beim Unterricht Masken getragen.
Es war für die Teilnehmer sehr interessant, den berühmten Dozenten beim Unterricht über die Schulter zu schauen. Insbesondere der Improvisationsunterricht mit hervorragenden jungen Orgelstudenten aus Paris und einem unglaublich inspirierenden Dozenten war sehr beeindruckend.
Während im Temple Neuf unten im Kirchenschiff eine Ausstellung an die furchtbare Belagerung und Zerstörung Straßburgs im deutsch-französischen Krieg vor genau 150 Jahren erinnerte, konnte man oben auf der Empore eine besondere Form der deutsch-französischen-
Martin Geipel, Mannheim