Ein neuer Konzertsaal, eine neue Orgel, Visionen für den Orgelbau und neue, innovative Impulse musikalischer Konzeption für und mit der Orgel.
Die neue Orgel von Radio France, noch steht sie in der Werkstatt von Gerhard Grenzing in El Papiol bei Barcelona, doch die ersten Konturen sind gut erkennbar. Äußere Konturen von Prospekt, Technik, Spielanlage und Klang, aber auch Konturen und Vorstellungen wofür diese Orgel gebaut wurde: für einen vielfältigen, lebendigen und innovativen musikalischen Einsatz im Programmangebot von Radio France in Paris und über das Radio für ganz Frankreich.
Die Orgel als integrierender Bestandteil eines großen Gesamtkonzeptes von Architektur, Akustik und Technik. 4 Jahre Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen Ingenieuren, Intendanten, Musikern und den Orgelexperten Bernard Foccroulle, Michel Bouvard, Thierry Escaich, Francois Espinasse, Jean-Pierre Leguay und Olivier Latry.
Hohe Erwartungen an Gerhard Grenzing und sein Team und 100 Experten aus aller Welt waren nach Barcelona gekommen, die neue Orgel zu sehen und zu hören. B. Foccroulle, M. Bouvard, F. Espanasse, J.P. Leguay und O. Latry gaben Erläuterungen und Klangdemonstrationen. Zwischen den Konzerten Diskussionsrunden und Table Ronde mit den Organisten, dem Architekten Jean-Francois Bonne und den Verantwortlichen von Radio France, Christian Depange und Jean-Michel Mainguy.
Vielerorts sind die Konzertsaalorgeln verstummt. In Paris soll das anders werden: eine moderne Orgel für ein modernes und anspruchsvolles Publikum. Neue Kompositionen für Orgel solo, im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten, mit Chor und Stimmen und Tanz, ein lebendiges Crossover mit Jazz und Rock, modern und experimentell, Produktionen für Kinder und ein neues, junges Publikum, eine Orgel von ppp bis fff, kraftvoller und vielfältiger Solist, aber auch integrierender Partner für Kammermusik, Chor und Orchester, experimentelle Projekte und offen für Studenten der Konservatorien in Paris.
86 Register auf vier Manualen. Der Großteil der Orgel steht in einzelnen Schwellwerken mit großer Dynamik und unzähligen Möglichkeiten der „Interkommunikation“ modernster Elektronik. Die Hauptwerksmixturen sind nicht gebündelt, sondern einzeln abrufbar als reine Oktav- oder Quintmischung, das „Choeur de cordes“, eine sensible hängende Traktur für den angebauten Spieltisch, eine flexibler Anschlagsdynamik (in dieser Weise und Umfang erstmals in Europa) am freistehend, mobilen Spieltisch.
Die neue Orgel von Radio France soll etwas in Gang bringen! Vielleicht eine ganze „Orgelbewegung“ neuer Ideen musikalischer Konzeptionen für und mit der Orgel?
In El Papiol und bei einer Orgeltour durch Barcelona gab es jedenfalls über 4 Tage hinweg zahlreiche Anregungen mit vielen Konzerten und vielen Organisten.
Die neue Orgel ist reisefertig, der „Salle aréna“ mit 1.461 Plätzen ist fast soweit, dann kommt die Intonation. Au revoir à Paris!