ORGANpromotion

ORGAN MANAGEMENT IN EUROPE SINCE 1990 • CD- AND DVD-LABEL

Vom 8. bis 12. Mai 2015 veranstaltete ORGANpromotion zum sechzehnten Mal seit 1999 in Folge seine Oster-Orgelstudienreise nach Paris. In der französischen Metropole, die Michael Grüber, der Organisator der Fahrt, zutreffend als „Hauptstadt der Orgelmusik“ bezeichnete, erwartete die Teilnehmer ein reichhaltiges Programm, das neben zahlreichen Orgelbesichtigungen und Konzerten auch Interpretationskurse und Vorträge umfasste.

Ein besonderer Akzent wurde dabei auf die Orgelwerke der Komponisten César Franck und Jehan Alain gelegt, deren Todestag sich in diesem Jahr zum 125. beziehungsweise 75. Mal jährt. Aus diesem Grunde wurde die Tour in Kooperation mit der Internationalen César-Franck-Gesellschaft durchgeführt, deren Vorsitzende Dr. Christiane Strucken-Paland und Dr. Ralph Paland in mehreren Vorträge und Einführungen die Pariser Orgelszene sowie das Leben und Werk Francks lebendig werden ließen.

Die feierliche Eröffnung der fünftägigen Veranstaltung fand im Institut Nationale des Jeunes Aveugles INJA statt – jene traditionsreiche Blindenschule, an der schon César Franck das Orgelspiel unterrichtete und aus dem so bedeutende Organisten wie Louis Vierne, Jean Langlais und Gaston Litaize hervorgingen. Das musikalische Programm der Eröffnung umfasste Werke von Franck, sowie die 8. Sinfonie von Charles-Marie Widor. In beeindruckender Weise brachte Dominique Levacque, der Titular-Organist des Instituts, diese Kompositionen auf dem dortigen Instrument – einer Cavaillé-Coll-Orgel aus dem Jahre 1885, die 1960 von Orgelbau-Werkstatt Gonzales überarbeitet wurde – zum Klingen.

In 5 Tagen wurden 14 Kirchen und Orgeln besichtigt. Neben dem Erlebnis der teils Jahrhunderte alten Instrumente faszinierte die Teilnehmer der Orgelreise immer wieder auch die Begegnung mit den Pariser Organisten, ihren unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen und Temperamenten. So erstaunte der junge Noël Hazebroucq, der während seines Konzerts in der Église reformée des Batignolles mehrfach souverän zwischen Orgel und Klavier wechselte, ebenso durch seine virtuose Improvisationskunst wie durch die überraschende Einlage einer selbst komponierten und selbst gesungenen Ballade. Interessante Perspektiven eröffnete auch der Interpretationskurs von Baptiste-Florian Marle-Ouvrard, der ganz im Zeichen der Orgelmusik Francks und Alains stand, während Kurt Lueders – renommierter Spezialist für die Musik und den Orgelbau des 19. Jahrhunderts – im Temple des Saint Esprit auch die Welt der romantischen Harmoniummusik lebendig werden ließ. Unvergessliche Begegnungen schlossen sich an mit Daniel Roth in Saint Sulpice, Christophe Mantoux, Frédéric Blanc, Vincent Rigot, Carolyn Shuster-Fournier, Jean-Pierre Armengaud, David Noel-Hudson, Eric Lebrun, Bruno Mathieu und Christian Ott.

Natürlich durfte auch ein Besuch am Spieltisch in der Kathedrale Notre-Dame nicht fehlen, wo der dortige Titular-Organist Olivier Latry im sonntäglichen Hochamt seine Kunst entfaltete – ein würdigerer Abschluss dieser facettenreichen Orgelreise dürfte kaum vorstellbar sein.

Dr. Ralph Palandt, Köln