Seit über 40 Jahren wird in Denstedt an der 1859/60 von den Gebrüdern Peternell erbauten Orgel (19 Register, zwei Manuale, Pedal) daran erinnert, dass Franz Liszt hier mit seinem »legendarischen Kantor« Alexander Wilhelm Gottschalg (1827-1908) »Orgelconferenzen« und »Privatkonzerte« durchgeführte. Ihre Disposition stammt vom Weimarer Stadtorganisten Johann Gottlob Töpfer (1791-1870), einem der wichtigsten Orgelbautheoretiker des 19. Jahrhunderts, der einen überaus positive Abnahmebericht verfasste. Das Instrument wurde 2011 von der Werkstatt für Orgelbau Rühle (Moritzburg) restauriert.
Die in Seligenthal bei Schmalkalden von 1847 bis 1909 existierende Firma der Brüder Carl, Wilhelm und August Peternell folgte den Theorien Töpfers und stattete auch Dorforgeln mit der Lisztschen Klangwelt adäquaten Registern aus. So schreibt der Organologe Hermann J. Busch in seinen Artikel „Orgeln in und um Weimar“:
„Sicher fehlen der Denstedter Orgel wesentliche Elemente einer Orgel, wie sie Liszt in Merseburg vorfand. Sie verfügt weder über ein Schwellwerk noch über Zungen, und das nach damaliger Auffassung aus gutem Grund, denn in einer Dorfkirche hatte die Orgel fast ausschließlich gottesdienstlichen und nicht konzertanten Zwecken zu dienen. Aber charakteristische Register des Lisztschen Fundus sind auch hier zu finden: Je ein labiales Register 16’ in beiden Manualen, Gambe 8’ im Hauptwerk, Geigenpricipale 8’ und 4’ zu einer Art reduziertem „Vollen Werk“ im Oberwerk, Harmonika 8’ als pp Stimme und die von Liszt so gerne genannte zarte 4’ Flöte. Die 16’/8’/4’ Palette ist also im Sinne reicher Möglichketen und stufenloser dynamischer Flexibilität gegeben, die „Kraft-Ressourcen“ können sich dagegen für den kleinen Raum auf Oktaven 4’ und 2’ sowie Mixtur beschränken.“ (Martin Haselbück: „Franz Liszt und die Orgel“, (Text-) Band X/b, Seite 453, UE 17882b, Wien 1986)
Ähnliches gilt auch für die 1865 errichtete Orgel der Schlosskirche in Ettersburg, die zum Liszt-Jahr 2011 von der Firma Orgelbau Eule (Bautzen) wieder in den Originalzustand versetzt wurde. Sie verfügt über 13 Register auf 2 Manualen und im Pedal – mit Bombarde 16’ (ursprünglich Posaune 16’) – durchschlagend, Zinkbecher in halber Länge, rekonstruiert nach dem Befund der Peternellorgel in Wremen.
Die Tatsache, dass eine Reihe weiterer Instrumente der Gebrüder seit 2007 überholt und zu neuem Leben erweckt werden konnte, veranlasste Michael von Hintzenstern (Organist in Denstedt) zur Gründung eines „Netzwerkes Peternellorgeln“, das mit Konzerten auf die besonderen klangfarblichen Qualitäten der Instrumente hinweisen möchte.
Zu ihnen gehört die Peternell-Ladegast-Orgel in Leutenberg (1886/1894), die über 24 Register auf drei Manualen und im Pedal verfügt, wobei sich im dritten Manual das Harmonium-Register „Euphon 8’“ befindet. Die Restaurierung führte 2013 bis 2015 die Firma Eule aus.
Restauriert wurden auch die Instrumente in Reichenbach im Saale-Holzland-Kreis (1881, 13 Register, 2 Manuale, Pedal) durch Orgelbau Rösel (2007), in Oßmaritz, einem Ortsteil von Bucha, westlich von Jena (1856, 11 Register, 2 Manuale, Pedal), die nach einer Auslagerung von der Firma Voigt (Bad Liebenwerda) von 2007 bis 2021 wieder zusammengebaut werden konnte, und in Herda im Wartburgkreis (1858, 13 Register, 2 Manuale, Pedal), wo „Orgelbau Hoffmann & Schindler“ (Ostheim/Rhön) den Originalzustand herstellte.
Ab 2023 soll auch die Peternellorgel im nordhessischen Wanfried (1888, 26 Register, 2 Manuale, Pedal) restauriert werden. Es gibt auch Kontakte in den Norden: Osten, Mulsum und Wremen (1991 prächtig restauriert).
Neben den Konzerten an der „Liszt-Orgel“ in Denstedt (www.lisztorgel.de) sind im Netzwerk folgende Veranstaltungen geplant:
Reichenbach (16. April, 17:00Uhr); Ettersburg (18. Mai, 16 Uhr; 24. August, 19:00 Uhr); Lindenkreuz, Verwaltungsgemeinschaft Münchenbernsdorf (25. Juni. 16:00 Uhr: Benefizkonzert zur Rettung der Orgel von 1860) und Oßmaritz (26. August, 18:00 Uhr).
Kontakt: Michael von Hintzenstern, Paul-Schneider-Str. 26, 99423 Weimar, Mobil: 0162/4078024
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