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Orgelspaziergang Mainz ein voller Erfolg

11.11. + 13.11. = zwei echte Meenzer Supertage

 
Über 1.000 Teilnehmer!

 

Orgelspaziergang Mainz Sonntag, 13. November 2022:

14.15 Uhr St. Ignaz

15.15 Uhr St. Stephan

16.15 Uhr Augustinerkirche

17.15 Uhr Dom

18.15 Uhr Christuskirche

 

 

Die Orgel – Wunderbaue,

von Gottes Hauch beseelt!

 

O sagt mir an, wer diesen Wunderbau,

Voll Stimmen alles Lebenden erfand?

Den Tempel, der, von Gottes Hauch beseelt,

Der tiefsten Wehmuth Herzerschütternde

 

Gewalt mit leisem Klageflötenton

Und Jubel, Cymbeln- und Schalmeienklang,

Mit Kriegstrommetenhall und mit dem Ruf

Der siegenden Posaune kühn verband.

Vom leichten Hirtenrohre stieg der Schall

Zum Paukendonner und der weckenden

Gerichtstrommet’. Es stürzen Gräber! Horch,

Die Todten regen sich! –

Wie schwebet jetzt

Der Ton auf aller Schöpfung Fittigen

Erwartend. Und die Lüfte rauschen. Hört,

Jehovah kommt! Er kommt! sein Donner ruft! : :

In sanftanwehendem beseelten Ton

Der Menschenstimme spricht der Gütige

Anjetzt; das bange Herz antwortet ihm. –

Bis alle Stimmen nun und Seelen sich

Zum Himmel heben, auf der Wolke ruhn –

Ein Halleluja! – Betet, betet an!

Apoll erfand die Cither, Maja’s Sohn

Bespannete die Lyra; Pan erfand

Die Flöte; wer war dieser mächtge Pan,

Der aller Schöpfung Athem hier vereint?

Cäcilia, die edle Römerinn,

Verschmähete der weichen Saite Klang,

In ihrem Herzen betend: „wäre mir

Gewährt, den Lobgesang zu hören, den

Die Knaben sangen in des Feuers Glut,

Das Lied der Schöpfung.“

Da berührt’ ihr Ohr

Ein Engel, der ihr sichtbar oft erschien,

Der Betenden. Entzücket hörte sie

Das Lied der Schöpfung. Sterne, Sonn’ und Mond

Und Licht und Finsterniß, und Tag und Nacht.

Die Jahreszeiten, Winde, Frost und Sturm,

Und Thau und Regen, Reif und Eis und Schnee

Und Berg und Thal in ihrem Frühlingsschmuck,

Und Quellen, Ström’ und Meere, Fels und Wald,

Und alle Vögel in den Lüften, was

Auf Erden Othem hat, lobpries den Herrn,

Den Heiligen, den Gütigen.

Sie sank

Anbetend nieder: „Würd’, o Engel, mir

Ein Nachhall dieses Liedes!“ –

Eilig ging

Er hin zum Künstler, den Bezaleels

Geweihter Geist belebte, gab ihm Maas

Und Zahl in seine Hand. Es stieg ein Bau

Der Harmonieen auf! Das Gloria

Der Engel tönt’; einmüthig stimmete

Die Christenheit ihr hohes Credo an,

Der Seelen große Gottvereinigung.

Und als beim Sacrament das Heilige:

Er kommt! Gesegnet, der da kommt! erscholl,

Hernieder ließen sich die Seligen,

Und nahmen an – der Andacht Opfer. Erd’

Und Himmel ward Ein Chor: den Bösewicht

Erschüttert an des Tempels Pforte schon

Die Tuba, die den Tag des Zorns erklang. –

Mit allen Christenherzen freute sich

Cäcilia, genießend, was das Herz

Der Betenden verlanget, Einigung

Der Seel’ und Herzen; Christvereinigung.

„Wie nenn’ ich, sprach sie, den vielarmgen Strom,

Der uns ergreift, und in das weite Meer

Der Ewigkeiten träget?“ „Nenne, sprach

Der Engel, es, was du dir wünschetest,

Organ des Geistes, der in Allem schläft,

Der aller Völker Herzen reget, der

Anstimmen wird der ewgen Schöpfung Lied,

Im reichsten Labyrinth die volleste

Vereinigung; der Andacht Organum.“

 

(Johann Gottfried Herder, Zerstreute Blätter – Sechste Sammlung, 1797)