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Ludwig Doerr - geboren 1925, gestorben am 30. Juni 2015

 

 

Die Gedenk-CD: Ludwig Doerr, Orgelimprovisationen

mit Aufnahmen aus der Zeit 1969 bis 1996

im Shop

 

Großartiger Organist und faszinierender Improvisator
Wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, am 30. Juni, ist der ehemalige Freiburger Domorganist und Orgelprofessor Ludwig Doerr gestorben. Ein Nachruf.

Einmal sprach er auch über das Sterben. "Wenn ich so richtig am Improvisieren bin, dann denke ich manchmal: ‚Jetzt könnte es kommen‘", verriet er dem Autor dieser Zeilen. Nun kam die Nachricht: Ludwig Doerr ist gestorben, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag. Öffentlich gespielt hat er, der in Freiburg von 1972 bis 1997 als Domorganist am Münster wirkte und von 1970 bis 1990 als Hochschulprofessor lehrte, gleichwohl seit Jahren nicht mehr. Das Improvisieren, also die hohe Kunst, aus dem Stegreif gute Musik zu machen, war eine Doerr’sche Domäne. Gerade die vier Freiburger Münsterinstrumente boten ihm dafür ideale Bedingungen. Wobei sich sein Stil wandelte: Klang dieser im halligen Kaiserdom seiner Geburtsstadt Speyer – dort war der 1925 geborene Lehrersohn zuvor tätig – flächig, progressiv und in der Clustertechnik kompromisslos, so wurde er in den Freiburger Amtsjahren milder und geradezu romantisch. Kaum ein Doerr-Konzert ohne (meist abschließende) Improvisation. Choräle, Bilder oder ein Text: Alles konnte da zum Thema werden.

Doerr war auch ein stilsicherer, breit aufgestellter Interpret. Unangefochten bildete bei ihm ein Komponist den Mittelpunkt: Bach, der ihn immer faszinierte und dessen gesamtes Orgel-Œuvre er im Sommer des Bach-Jahres 1985 in 16 Konzerten vor insgesamt 23 000 Zuhörern im Münster darbot. Den Bach-Preis in Leipzig hatte er 1950 erhalten. Ein weiterer Schwerpunkt war die deutsche Romantik, etwa Mendelssohn und Franz Liszt. Die französische Orgelliteratur, mit der er bei seinem Studium in Köln und Stuttgart gar nicht in Berührung gekommen war, erarbeitete er sich in Eigenregie. Angetan zeigte er sich von César Francks Musik.

Doerr war ein begehrter Orgellehrer. Aus seiner Klasse gingen Professoren, Domorganisten (darunter der aktuelle Freiburger Gerhard Gnann) und Bezirkskantoren hervor. Was ihn selbst beschäftigte, gab er an seine Schüler weiter: Spannung aufzubauen, die Struktur offenzulegen und expressiv zum Kern vorzudringen. Das Werk stand bei Doerr, der 1993 mit dem Oberrheinischen Kulturpreis geehrt wurde, im Zentrum. Verbindlichkeit und fast protestantische Strenge zeichneten seine Wiedergaben aus.

Am liebsten mochte Doerr, der viereinhalb Jahrzehnte an Bischofskirchen amtierte, immer das gottesdienstliche Orgelspiel. Da war er mit seinem Können ein Diener der Liturgie. Einer, der genau wusste, was er wollte, und dabei bescheiden blieb. Ludwig Doerr war ein großer Organist. Ihn hörte man sehr gern. Ein erfülltes Leben für die Orgel hat jetzt still sein Ende gefunden.

 

Text: Johannes Adam, Badische Zeitung (Freiburg)
Foto: Benjamin Doerr

 

Die Gedenk-CD:

Ludwig Doerr Orgelimprovisationen
Es sungen drei Engel ein´süßen Gesang-  Peter im Schwarzwald, 1969
Wie einzigartig bezaubert mich der Herbst - Freiburger Münster, 1984
Peruanisches Thema - Freiburger Münster, 1996
O Jesu, all mein Leben bist du - Freiburger Münster, 1996
Te Deum laudamus - Freiburger Münster, 1996
Der Mond ist aufgegangen - Fridolinsmünster, Bad Säckingen, 1993
Gregorianischer Introitus - Abteikirche Ebersmünster, 1978
Improvisationen über drei Bilder von Erich Haselhuhn - Dom in Speyer, 1969
Kyrie per Elevatione“ und „Ite missa est“ - Freiburger Münster, 1991
Booklet: Ein Leben für die Orgel: Ludwig Doerr – Vom Vulkan zur Romantik: Ludwig Doerr als Improvisator – Texte von Johannes Adam, 16 Seiten-4-Farb-Booklet, exklusive DigiPak-CD; CD erscheint Mitte Juli 2015

 

Erhältlich im ORGANpromotion Shop

 

Wie einzigartig bezaubert mich der Herbst!
Woher die Freude, wenn die Blätter sich vergolden
oder sich röten, wo ich doch weiß, dass sie bald fallen und den Baum,
geplündert, ganz nackt zurücklassen?
Meine Freude beruht auf der Gewissheit, dass das Leben den Tod besiegt
Von neuem werden Knospen sprießen
Und neue Blätter und neue Früchte.“
nach einem Text des brasilianischen Erzbischofs und Befreiungstheologen Hélder Camara.